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Es muss nicht alles perfekt sein, um perfekt zu sein

Ein Weihnachtabenteuer aus unserer Wohngruppe Echtershausen über Freundschaft, untragbare Zustände, gemeinsames Abhängen, Sinnkrisen, neue Lebensaufgaben und Wiedersehensfreude

Vor einigen Jahren wurde ein wunderbares Sockenpaar geboren: ReSo und LiSo.

Sie waren wunderbar, fein gestrickt, herrlich bunt und für liebevolle Menschen, die sie gerne tragen, geboren. ReSo und LiSo freuten sich auf den Tag an dem sie ihrer Bestimmung endlich nachkommen durften. Es gibt Tausende von Socken: bunte, lange, kurze, dicke, dünne…..Sie alle wurden geboren, um den Menschen die Füße zu wärmen und zu schützen. So auch LiSo und ReSo: Endlich kam der Tag als eine Mutter die beiden kaufte.

Eins sollte man wissen: die beiden gibt es immer nur als Paar, einzeln sind sie für die Menschen nicht mehr von Nutzen. Das wussten auch LiSo und ReSo beide nahmen sich fest vor immer achtsam zu sein und sich nie aus den Augen zu verlieren.

Das war leichter als gesagt, dass Leben als Socke ist zwar sehr spannend, aber nicht ungefährlich! Beide wussten auch das die meisten Socken von Herbst bis zum Frühling getragen wurden, im Sommer mochten die meisten Menschen lieber ohne Socken durch die Welt laufen.

Die Jahre vergingen. Die beiden hatten Glück bei ihren Menschen, sie haben viel unternommen und viele schöne Dinge sehen dürfen. Besonders mochten die beiden es, wenn sie am Abend gemeinsam mit ihren Menschen auf dem Sofa liegen konnten um einen spannenden Film zu sehen. Natürlich gab es auch Tage an denen das Leben der beiden ganz schön wild war. Es gab nasse, schmutzige, verschwitzte und manchmal auch sehr lange Tage, an denen sie froh waren, wenn die Menschen sie auszogen und zur Seite legten.

Das waren die Momente, in denen sich LiSo und ReSo etwas Sorgen machten. Sie haben schon viele Socken kommen und gehen gesehen. Die einen hatten ein Loch, andere passten ihren Menschen nicht mehr. Besonders traurig war es, wenn die Socken den Menschen nicht mehr gefielen und einfach nicht mehr angezogen wurden. Und dann gab es da noch das Schlimmste was einem Sockenpaar passieren konnte: Sie konnten getrennt werden!

Eine einzelne Socke war untragbar! LiSo und ReSo waren immer achtsam, allerdings gab es da eine Gefahr - die Waschmaschine!

LiSo und ReSo wurden regelmäßig gewaschen und die Waschmaschine leistete gute Arbeit. Schließlich wollten die Menschen immer saubere und wohlriechende Socken tragen. Das Schicksal nahm seinen Lauf. LiSo und ReSo wurden gemeinsam in die Waschmaschine gesteckt beide wurden gewaschen, gespült und geschleudert.

Nach dem Waschgang kam immer „das gemeinsame Abhängen“ an der Wäscheleine. Doch heute war alles anders. LiSo wurde an der Wäscheleine aufgehangen. Das ReSo nicht immer genau neben ihr hing, war nichts Ungewöhnliches. Doch heute konnte sie ihn nirgendwo sehen, LiSo war besorgt. Natürlich kam es manchmal auch vor, dass eine Socke in einem Bettbezug landete. Dann traf man sich spätestens am nächsten Tag, wenn die Wäsche trocken war und von den Menschen aufgefaltet wurde. Darauf vertraute LiSo und trocknete in der Nacht.

Dann kam der nächste Morgen. Die Wäsche wurde abgehangen sortiert, gefaltet, gebügelt und eingeräumt, von ReSo gab es immer noch keine Spur. LiSo überfiel die Angst, wenn ReSo nicht schnell wieder auftauchte dann wäre sie ab jetzt untragbar und nicht mehr von Nutzen für die Menschen!

Die meisten Menschen wünschen sich in ihrem Leben, das alles immer perfekt ist! Socken sind eben nur zusammen als Paar perfekt und jetzt ist eine weg. LiSo landete in einer dunklen Schublade mit vielen anderen einzelnen Socken, einige davon kannte sie aus der Vergangenheit als sie noch für die Menschen von Nutzen waren. Allen Socken war klar, dass wenn die Menschen Zeit zum Aufräumen hatten, würde man die ganzen einzelnen Socken in einen Sack stecken und entsorgen.

Das war dann das Ende!

LiSo aber war eine sehr optimistische Socke. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass nur weil sie jetzt in den Augen der Menschen nicht mehr perfekt war, ihr Leben schon zu Ende sein sollte. Im Laufe der Jahre hatte sie bei den Menschen einige Weihnachtsfeste erleben dürfen. Dort hörte sie immer wieder Geschichten das Weihnachten das Fest der Liebe und des Friedens sei. Sie hörte auch, dass es Weihnachtswünsche gibt, die tatsächlich in Erfüllung gingen. LiSo nahm sich also vor ganz fest an ein Weihnachtswunder zu glauben und wünschte sich für alle einzelnen Socken auf dieser Welt, die jetzt für die Menschen untragbar und nicht mehr von Nutzen waren, eine neue Bestimmung zu finden.

Es verging einige Zeit da öffnete sich plötzlich die Schublade. LiSo und ihre traurigen anderen Gefährten machten sich darauf gefasst jetzt in einem Sack zu landen und für immer zu verschwinden. Doch alles sollte anders kommen, ein kleines Menschenkind nahm alle Socken aus der Schublade. Kleine Menschenkinder haben eine ganz besondere Gabe. Für kleine Menschenkinder muss nicht alles perfekt sein, um perfekt zu sein!


LiSo und die anderen Socken wurden mit Sternen beklebt und bunt geschmückt. Alle Socken wurden mit Süßigkeiten gefüllt, die Sterne wurden mit Zahlen von eins bis vierundzwanzig beschriftet. Die Mutter half dem Menschenkind die schön geschmückten Socken zusammen an die Wand zu hängen. LiSo trug die Nummer 24, so ganz wohl fühlte sie sich noch nicht in ihrer neuen Rolle so als Hängesocke. Doch das sollte sich schnell ändern. Die Menschen nannten sie jetzt Adventskalender, ein schöner Name.

Als Adventskalender macht man den Menschen jeden Tag eine kleine Freude und alle Menschen mögen ihn. Besonders lustig waren die Momente an den die Menschen LiSo und die anderen Socken erkannten und dabei erzählten, wer sie alles getragen hat. Jeden Tag kam ein Menschenkind und öffnete eine Adventssocke und freute sich über den süßen Inhalt.

Dann kam der große Tag, der 24. Dezember. LiSo war sehr aufgeregt, heute würde sie einem Menschenkind eine Freude bereiten dürfen. Und so geschah das Weihnachtwunder.

LiSo und die anderen einzelnen Socken haben eine neue Bestimmung gefunden sie wurden am 1. Dezember zu einem wunderschönen Adventskalender und dass obwohl sie noch vor kurzem als untragbar für uns Menschen galten.

Wenn wir die Welt hin und wieder mit den Augen der Menschenkinder sehen würden, dann könnten viele Wünsche in Erfüllung gehen, ohne unbedingt perfekt zu sein. Das würde Sinn machen! Der Adventskalender wurde von den Menschen noch viele Jahre zu Weihnachten aufgehängt. Frohe Weihnachten!


P.S: Doch was war denn jetzt mit ReSo???

ReSo hatte ebenfalls Glück, er konnte aus der Waschmaschine gerettet werden und fand als Handpuppe seine neue Bestimmung.




Autorin der Sockengeschichte ist unsere Mitarbeiterin Rita Thielen , der es gewiss noch nie langweilig beim Sockensortieren war.



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