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Autismus

Wie aus einer anderen Welt und mitten unter uns


Viele Menschen verbinden den Begriff Autismus mit dem Bild eines eigenbrödlerischen Mathegenies (wir denken an Dr. Sheldon Cooper aus Big Bang Theory) oder emotional unterkühlten Vulkaniers. Und wer hat nicht schon einmal den Spruch gehört "Da bin ich ein bisschen autistisch!", um eine persönliche Eigenheit zu erklären? Diese Stereotype treffen sicher nicht auf die meisten Autisten zu. Aber sie helfen uns zu verstehen, was Autismus bedeuten kann: den Rückbezug in die eigene Welt.


Was ist Autismus?

Autismus ist angeboren und nicht "heilbar" im medizinischen Verständnis. Die Betroffenen haben eine veränderte Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung. Autisten nehmen die Welt anders wahr, man kann dies kaum einfach therapieren. Natürlich kann man jetzt sagen "Jeder Mensch nimmt die Welt anders wahr". Bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Doch sind solche Aussagen auch Gründe, warum Autismus in der Kindheit oftmals zu spät erkannt wird. Viele Eltern spüren schon sehr früh, dass irgendwas nicht stimmt. Ein Kleinkind, das nicht spricht? Ach, das wird schon noch kommen! Ein Kind, das sich alle Nummernschilder merken kann und Automarken richtig zuordnet? Wie begabt!


Die Diagnose Autismus kommt dann häufig um das dritte Lebensjahr. Manchmal später und manchmal nie. Etwa 1% der Weltbevölkerung ist Autist. Jungs und Männer häufiger als Mädchen und Frauen. Dabei muss man zwischen drei Arten des Autismus unterschieden: dem frühkindlichen Autismus, dem Asperger-Autismus und dem atypischen Autismus, hier nicht näher erläutert. Der frühkindliche Autismus geht trotz der Bezeichnung "frühkindlich" oftmals mit einer lebenslangen mehrfachen Behinderung einher. Diese Form des Autismus äußert sich häufig dadurch, dass Betroffene in ihrer Sprachfähigkeit stark eingeschränkt sind. Die Hälfte der vom frühkindlichen Autismus Betroffenen sprechen überhaupt nicht.


Und wenn sie sprechen, dann folgen sie ihrer eigenen Sprachlogik. Fragt man eine so betroffene Person "Wie geht es dir?" könnte sie dir beispielsweise mit der Wiederholung dieser Frage antworten. Und aus ihrer Sicht ist das die richtige, logische Antwort. Die Ursache ist neurologisch. Man könnte mit diesem autistischen Menschen zwar üben, "gut" oder "schlecht" zu antworten, aber wirklich annehmen könnte er es nicht. Dies gilt auch für soziale Regeln. Wir wissen, wann wir Blickkontakt halten, einem Mitmenschen die Hand schütteln und wann wir lächeln. Für uns ist dieses Wissen selbstverständlich. Für eine von Autismus betroffene Person nicht. Aus diesen und weiteren Gründen sind Autisten sehr stark in ihrer Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt. Das macht sie abhängig vom Wohlwollen und dem Verständnis ihrer Mitmenschen. Andere Merkmale von frühkindlichem Autismus sind repetitive Körperbewegungen wie Händeklatschen oder mit dem Oberkörper schaukeln bei bestimmten Reizen oder Reizüberflutung. Auch sind "Inselbegabungen" und verstärktes Fokussieren auf bestimmte Objekte und Routinen typisch für autistische Menschen.


Dies ist auch ein Merkmal für den Asperger-Autismus. Anders als beim frühkindlichen Autismus gelten die Betroffenen seltener als (mehrfach-) behindert. Oftmals bleibt diese Form des Autismus ein Leben lang unentdeckt. Auch Asperger-Autisten haben durch ihre andere Wahrnehmungsverarbeitung Schwierigkeiten im sozialen Leben und leiden unter Reizüberflutung des Alltags. Oftmals fragen sich diese Menschen, warum sie so anders sind als andere. Dabei scheint ihr Leben eigentlich normal. Brauchen sie doch einfach einen Ruhetag mehr, haben ein merkwürdiges Hobby oder eine Arbeit, bei der sozialer Kontakt auf das minimalste beschränkt ist. Viele Asperger-Autisten funktionieren in der Gesellschaft. Eine Diagnose ist oftmals eine Erleichterung und kann helfen, eine bessere Lebensqualität zu erreichen.


Autismus und Teilhabe


Viele AutistInnen fühlen sich von der sozialen Teilhabe in der Gesellschaft ausgeschlossen. Ihre speziellen Routinen und ihre Art, zu kommunizieren sind Herausforderungen für die Umgebung. Menschen mit autistischen Störungen und den damit einhergehenden Behinderungen haben ein Recht auf Teilhabe und Inklusion! Eine auf das Individuum zugeschnittene heilpädagogische Betreuung kann den Betroffenen helfen, besser zu kommunizieren. Das bringt Entlastung für die Betroffenen selbst und ihr unmittelbares Umfeld. Außerdem kann Teilhabe auch in pädagogischen Freizeitbegleitungen verwirklicht werden. Die oftmals spezialisierten Interessen autistischer Menschen eignen sich als Grundlage für die Freizeitgestaltung. Bei diesen Gelegenheiten können autistische Menschen mit ihrem Wissen und Enthusiasmus ihre Mitmenschen begeistern und bereichern.

Quellen und weiterführende Links







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