Eine weihnachtliche Eierei unserer Kollegin Rita Thielen :-)
Frau Huhn und Herr Hahn erwarteten die Geburt ihres ersten Nachkömmlings.
Herr und Frau Huhn waren voller Zukunftspläne für ihr Küken, was aus dem Ei nach ca. 20 Tagen schlüpfen sollte. Vater Hahn erzählte voller Stolz in der ganzen Familie welch wundervolles Küken sie bekommen würden.
Dieses Küken wäre ein besonderes Küken. Vater Hahn war sich auch sicher, dass sie einen Sohn erwarten. Mutter Huhn freute sich einfach über den Umstand, in Kürze ein unbeschädigtes Ei zur Welt bringen zu können.
Für Mutter Huhn spielte es auch keine Rolle, ob es ein Huhn oder ein Hahn werden würde. Hauptsache der Hahn krähte am lautesten. Auch die Verwandtschaft war in freudiger Erwartung auf den Zuwachs der Familie.
Der Tag rückte näher und irgendwann am frühen Morgen, wie es für Hühner so üblich ist, sagte Mutter Huhn: „Ich denke heute ist so weit, ich lege unser Ei.“
So sollte es sein. Kurz nach dem ersten Hahnenschrei brachte Mutter Huhn ihr Ei zur Welt. Es war eine etwas schwierige Geburt. Mutter Huhn fiel schon während der Geburt auf, dass sie wohl ein etwas kräftigeres Ei zur Welt bringen würde.
Vater Hahn hielt das für ein gutes Zeichen, schließlich war er derjenige der auf einen strammen großen und kräftigen Hahn setzte. Schließlich konnte man als Chef der ganzen Hühnertruppe nicht ein kleiner Winzling sein.
Es war vollbracht nun waren sie endlich stolze Eltern eines sagen wir mal etwas kräftigen Ei. Beide konnten deutlich sehen, dass es ein dickes Ei war, auch etwas unförmig, was die beiden aber auf die schwere Geburt zurückführten. Die gute Nachricht sprach sich schnell herum und die gesamte Familie kam zusammen, um den Nachwuchs zu begutachten. Die Familie strömte ein und als die erste Besucherin Tante Truthuhn das Ei erblickte konnte sie nicht anders als ganz laut sagen:
„Ach du dickes Ei!“
Für einen kurzen Moment herrschte in der ganzen Familie Schweigen.
Der Vater räusperte sich und meinte: „Ist doch klar, dass mein Sohn als großes und kräftiges Ei zur Welt kommt! “ Die Familie gratulierte, alle feierten die Ankunft des Ei´s mit Kaffee und Kuchen und verabschiedeten sich dann mit den besten Wünschen für das dicke Ei.
Vater Hahn und Mutter Huhn setzten sich gemeinsam zu ihrem Ei und waren einfach nur glücklich. Ja, sie machten sich beide etwas Sorgen, aber irgendwie wird schon alles gut gehen, wie sollte es auch anders sein. Was man wissen muss: in so einem Ei steckt normalerweise ein Küken und dieses Küken braucht ca. 20 Tage, bis es aus dem Ei schlüpfen kann. In dieser Zeit wird das Ei gehütet und gepflegt bis es soweit ist.
Die Eltern unterhielten sich immer wieder und träumten von der Zukunft ihres Nachkömmlings. Der Vater war so stolz und optimistisch, dass er immer wieder sagte: „Das ist mein Sohn, wir werden ihn Leo nennen. Leo der große und starke Leo wird es einmal weit bringen, er wird Karriere machen und er wird mein Nachfolger-der Chef der ganzen Hühnertruppe.“
Mutter Huhn war in dieser Zeit etwas stiller, sie hoffte und wünschte sich ebenso wie der Vater das alles gut gehen würde, aber tief in ihr drin hatte sie ein mulmiges Gefühl.
Laut ihrer Rechnung würde ihr Ei kurz vor Weihnachten schlüpfen. Traditionell wurde auch bei Familie Huhn in dieser Zeit gebacken, Geschenke eingepackt alles wurde festlich geschmückt und es wurden Weihnachtsgeschichten erzählt.
Und mittendrin lag das dicke Ei. Was die Eltern zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnten, war das dieses Ei alles hören konnte. Anders als alle anderen Eier, in denen ein Küken steckte, war dieses Ei-dieser Leo- einfach nur ein Ei! Ein dickes Ei!
Leo hörte nun all diese Dinge. Er wusste nicht was es bedeutet Karriere zu machen, groß und stark zu sein, eine Truppe zu leiten und erst recht wusste er nicht, was eigentlich ein Küken ist. Er stellte sich die Frage: „Warum soll ich ein Küken werden? Ich bin doch ein großartiges Ei.“
An einem Abend es waren jetzt noch ca. 10 Tage bis Weihnachten und dem großen Schlüpfen, meldete sich Leo zum ersten Mal zu Wort.
Die Eltern saßen gemütlich am Feuer, tranken einen Tee und aßen Zimtsterne und liebten es, ihren Leo in ihrer Mitte zu haben. Die Mutter las an diesem Abend eine Weihnachtsgeschichte, diese Weihnachtsgeschichte handelte von Liebe, Mut, Kraft und Zuversicht.
Weihnachten würden Wünsche in Erfüllung gehen, man müsste nur fest daran glauben. Der liebe Gott, sein Jesus und die gesamte Engelschar würden schon dafür sorgen! Jetzt kam Leo zum Einsatz und er fragte die Eltern: “Hallo Mama, hallo Papa ich habe da auch einen Wunsch.“
Der Vater verschluckte sich an seinem Tee, die Mutter biss sich aus Versehen auf ihr Hühnerauge als sie das letzte Stück Keks essen wollte.
Leo versuchte es auf ein neues: „Hallo, ich bin`s euer Leo!“
Ungläubig starrten die Eltern auf das Ei, die Mutter fragte: „Hast du das auch gehört?“, der Vater antwortete: „Ja, aber das kann doch nicht sein, Eier können gar nicht sprechen.“
„Ich weiß nicht welche Eier ihr sonst noch kennt, aber ich bin Leo und selbstverständlich kann ich sprechen.“
Und jetzt kam es der Mutter zum ersten Mal aus dem Mund ; „Ach du dickes Ei!“
Leo gefiel das gar nicht. Er sagte: „Meine lieben Eltern, ich möchte nicht wegen meines Aussehens diskriminiert werden, ich kann mich nicht selbst sehen, aber ich empfinde mich als äußerst gutaussehend ich fühle mich gut und ich bin glücklich euer Leo sein zu können!“
Der Vater wollte sofort etwas richtigstellen: „Okay Leo, heute bist du noch ein Ei, aber in wenigen Tagen wirst du schlüpfen und dann wirst du ein Küken sein! So ist das und nur so ist das richtig!“
Leo war schockiert. „Ich kann doch nichts dafür, dass ich ein Ei bin. Und wer oder was ist eigentlich ein Küken?“ Die Eltern wussten selbst nicht was sie sagen sollten, vielleicht war es besser erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen und am nächsten Morgen würde die Welt wieder ganz anders aussehen. Natürlich kam der nächste Morgen und nichts sah anders aus, es war immer noch ein Ei! Leo war an diesem Morgen schon recht munter, er wollte von seiner Mutter wissen: „Wer ist eigentlich diese Weihnacht?“ Die Mutter war etwas verwirrt. Noch nie wurde sie gefragt und auch sie hatte sich noch nie gefragt, wer oder was ist eigentlich diese Weihnacht. Nun, sie setzte sich hin und erklärte ihrem Leo, wer die Weihnacht ist:
Die Weihnacht ist eine herrliche, ruhige und friedvolle Zeit. Die Menschen besinnen sich auf das, was sie haben, auf das was sie lieben, kommen zusammen, richten ihre Räume wundervoll her, kochen und essen zusammen. Die Weihnacht selbst kannst du nicht sehen, aber du kannst sie spüren und du kannst sie leben.
Leo war begeistert. Das war das Schönste, was er je gehört hatte. Er sagte zu seiner Mutter: „Ich möchte auch ein Teil von dieser Weihnacht sein, ich möchte ein Weihnachtsei werden.“
„Mein lieber Leo, du bist ein Ei und bald ein Küken. Du kannst kein Weihnachtsei sein. Es gibt keine Weihnachtseier. Es gibt Weihnachtskugeln, Weihnachtsgebäck, Weihnachtsgeschenke, Weihnachtsbäume all diese Sachen, aber DU bist und bleibst ein Küken!“
„Mama und auch Papa, ich habe gehört, dass ihr von dieser Karriere gesprochen habt, den größten und stärksten und von ganz besonderen Dingen, die ich dann irgendwann erreichen soll. Das sind die Dinge, die ich auch möchte, aber eben als Weihnachtsei.“
Die Eltern waren ratlos, sie zogen sich zurück ihnen wurde klar, dass sie Hilfe brauchten. Der Vater sprach: „Ich werde den Rat der Weisen informieren, ihnen unser Problem vortragen und auf eine Antwort warten. Dann werden wir schon sehen.“
Man muss wissen, der Rat der Weisen besteht aus vielen wichtigen Herren und Damen, die Weihnacht, der Osterhase und das Silvester. An diesen Rat kann man sich wenden, wenn man ein Problem hat. Kluge Köpfe finden immer eine Lösung.
Der Vater schrieb also einen Brief an den Rat der Weisen.
„Unser Sohn möchte ein Weihnachtsei werden. Wir sind verzweifelt, er wünschte es sich so sehr! Wir brauchen ihre Hilfe.“
Der Brief wurde vom Rat der Weisen gelesen. Noch nie gab es einen solch ungewöhnlichen Wunsch! Dennoch konnte man förmlich spüren, wie groß dieser Wunsch von Leo ist. Die Weihnacht war so beeindruckt von diesem Wunsch, dass sie sich entschloss die Familie persönlich zu besuchen. Die Weihnacht betrat das Haus von Vater und Mutter Huhn. In der Mitte des Zimmers lag wundervoll warm eingebettet das Ei Leo. Die Weihnacht wollte sich kurz mit Leo allein unterhalten. Die Eltern willigten ein und ließen die beiden alleine. „Liebster Leo ich bin es, die Weihnacht, kannst du mich hören.?“
„Ja“, sagte Leo, „ich kann dich hören und spüren. Es ist so hell und so warm und freundlich und besonders liebevoll.“ „Ja“, sagte die Weihnacht „du mein kleiner Leo, du hast Weihnachten verstanden. Ich habe von deinem Wunsch gehört: du möchtest ein Weihnachtsei werden? Ein sehr ungewöhnlicher Wunsch.“ Leo sprach: „Bei allem Respekt liebe Weihnacht, aber was ist daran ungewöhnlich an Weihnachten mitmachen zu wollen?“
Dies ist eine berechtigte Frage, fand die Weihnacht.
Die Weihnacht hatte genug gehört sie verabschiedete sich bei den Eltern: ,,Sie haben einen wundervollen Sohn, er wird es einmal weit bringen. Ich werde mich mit dem Rat der Weisen beratschlagen und ihnen in den nächsten Tagen eine Nachricht zukommen lassen.“
Das war jetzt keine einfache Zeit für die Eltern: Leo entwickelte sich prächtig und stelle unentwegt Fragen über die Weihnacht und wann er denn endlich mitmachen kann. Die Eltern wussten nicht, wie sie mit all dem umgehen sollten, ihr Sohn ein Ei und vielleicht bald ein Weihnachtsei? Es war der 24. Dezember, als die Nachricht der Weihnacht im Haus der Familie eintraf. Die Eltern öffneten voller Spannung den nach Zimt und Mandeln duftenden Brief.
Die Weihnacht schrieb:
Lieber Leo,
dein Wunsch ist Weihnachten!
Weihnachten ist dann, wenn ein neues Leben voller Liebe, Mut, Kraft und Zuversicht auf die Erde kommt. Dabei ist es völlig egal ob Du Huhn bist oder Hahn oder einfach ein dickes Ei.
Ich kann Dir sagen, dass du ab heute ein offiziell anerkanntes Weihnachtsei sein kannst.
Willkommen im Team Weihnacht
Ich gratuliere auch Deinen Eltern, sie können wirklich stolz auf Dich sein.
Mit weihnachtlichen Grüßen wünscht Euch der Rat der Weisen frohe und gesegnete Weihnachten
Die Eltern waren fassungslos. Ihr Sohn Leo war ein offiziell anerkanntes Weihnachtsei. Das hatte noch keiner in ihrer Familie geschafft. Diese frohe Botschaft sollte schnellstmöglich in die Welt gebracht werden. Der glückliche Leo hatte auch dafür die Lösung. „Ich rufe Tante Truthuhn an, dann weiß es gleich der ganze Hühnerstall.“ Die Eltern halfen Leo bei allen Vorbereitungen, um ein wunderschönes Weihnachtsei zu werden.
Nach all der Aufregung fand Leo früh am Abend den erholsamen Schlaf, so ein Leben als berühmtes Weihnachtsei konnte sehr anstrengend sein.
Die Eltern waren überwältigt. Es hatte so viele Anrufe und Glückwünsche gegeben. Sie haben auch herausgefunden, dass es einige Eltern gab, die sich über ein wundervolles Ei freuen konnten.
Mutter Huhn klopfte Vater Hahn auf den Schenkel und sagte: „Du hattest recht, wir haben einen Sohn, er ist groß und stark und er wird Karriere machen! “
Frohe W(ei)hnachten
Wunderschön ist die Geschichte